Fragt man eine Hochzeitsplanerin, ob die Ehe wirklich alles im Leben ist, kommt man wohl zu keinem eindeutigen Ergebnis. Aber nicht bei mir. Ihr seid von mir gewohnt, dass ich euch sowohl kontroverse, als auch romantische Themen liefere. Aber was mich seit einer Weile beschäftigt: Was denkt eigentlich ein renommierter Paartherapeut über Hochzeiten?
Hintergrund: In meinem Umfeld kristallisieren sich zwei Lager heraus. Während früher so ziemlich jeder von einer perfekten Hochzeit und einer noch perfekteren Ehe träumte, bekomme ich immer häufiger mit, dass die einen so gar nichts davon halten und für die anderen die Hochzeit das wahre Lebensziel ist.
Doch so schön wir eure Hochzeit auch planen – Was kommt danach? Ich habe für euch Beziehungs-Experte Eric Hegmann auf den Zahn gefühlt und wollte wissen: Was macht eine gute Ehe überhaupt aus? Und mit welchen Problemen kommen Paare zu ihm? Auch ich konnte aus seinen Antworten so einiges lernen. Aber lest selbst:
Nadine Metgenberg: Herr Hegmann, ist eine Heirat in Ihren Augen heutzutage noch zeitgemäß?
Eric Hegmann: Wer ein Beziehungsmodell ablehnt, muss es ja nicht selbst eingehen. Ich halte nichts davon, ein bestimmtes Beziehungsmodell zu empfehlen. Das soll das Paar bitte für sich selbst bestimmen.
Aber was ich beobachte und was das Statistische Bundesamt auch bestätigt: Seit 15 Jahren wird wieder mehr geheiratet, die Ehen dauern länger und werden seltener geschieden. Corona hat das kurzzeitig geändert, aber es ist eindeutig: Seit die wegen Zweck und Wirtschaft geschlossenen Ehen des vergangenen Jahrtausends getrennt sind, die für die damals so hohen Scheidungszahlen gesorgt haben, wird aus Liebe geheiratet und das sehr bewusst.
Die Ehe wurde für alle geöffnet, weil wir nicht nur überzeugt sind, dass Liebe die Grundlage einer Ehe sein sollte, sondern eben auch, dass wir deshalb auch keine Verbindung abwerten können, die aus Liebe geschieht.
N.M.: Sehen Sie gewisse Vor- oder Nachteile einer Hochzeit?
E.H.: Wer sie eingeht, sieht die Vorteile, wer die Nachteile sieht, geht sie nicht ein. Ich finde es großartig, dass niemand heiraten muss und dass jeder heiraten darf, der möchte. Wie lange mussten Menschen kämpfen, um heiraten zu dürfen über Ländergrenzen hinweg, über Geschlechter hinweg, über Religionszugehörigkeit hinweg. Der Wunsch nach dieser Verbindung, die offensichtlich vielen Menschen Stabilität, Sicherheit und Geborgenheit gibt, ist Ausdruck der hohen Bedeutung der romantischen Liebesheirat heute.
Davon unbenommen ist natürlich, sich auch ohne Trauschein sicher gebunden zu fühlen.
N.M.: Wann würden Sie von einer Hochzeit abraten? Haben Sie das schon einmal gemacht?
E.H.: Das steht mir nicht zu und das würde ich nicht tun. Ich bin ja nicht derjenige, der mit den Partner das Leben verbringt. Meine Arbeit soll Menschen helfen, das Leben für sich und miteinander zu führen, das ihnen guttut. Selbstverständlich habe ich meine Werte dabei im Blick und würde eine Verbindung, die mit Missbrauch beispielsweise einhergeht, nicht unterstützen.
N.M.: Gibt es ein Geheimrezept für eine glückliche Ehe?
E.H.: Jede Beziehung ist der alltägliche Widerspruch zwischen dem Bedürfnis nach Geborgenheit und Sicherheit auf der einen Seite und dem Wunsch nach Selbstbestimmung und Exploration auf der anderen. Diesen Widerspruch auszuhalten ist fordernd, für sich selbst und für den Partner. Nach meiner Beobachtung ist wenig hilfreich, hier auf Symbiose zu setzen, sondern vielmehr auf Differenzierung und Wachstum, denn Veränderung gehört einfach dazu, nichts bleibt, wie es ist. Dadurch müssen Partner aufeinander prallen und Konflikte lösen. Eine sichere Bindung entsteht durch furchtlosen Austausch über die individuellen Unterschiede und nicht durch das Vermeiden von Konflikten aus Sorge um Ablehnung und Zurückweisung. Wenn ich es zusammenfassen sollte, würde ich gerne den US-amerikanischen Paarforscher John Gottman zitieren: Heiraten Sie den, der auch ihr bester Freund sein könnte.
N.M.: Halten Ihrer Erfahrung nach Ehe-Beziehungen länger, als unverheiratete Partnerschaften?
E.H.: Nicht die Dauer sagt etwas über die Beziehungszufriedenheit aus, auch nicht das Beziehungsmodell. Paare, die zu mir kommen, dürfen meine Aufmerksamkeit, meinen Respekt und meine Unterstützung erwarten unabhängig davon, wie lange sie in welchem Modell miteinander leben. Es gibt viele Paare, die erleben die Ehe als sicheren Hafen, andere erleben ihn als Gefängnis.
N.M.: Was ist in Ihrer Laufbahn das am häufigsten auftauchende Ehe-Problem?
E.H.: Ein Partner entwickelt sich in eine andere Richtung als sich der andere dies wünscht; einer möchte die symbiotische Verbindung der Verliebtheitsphase bewahren und der andere will sich und die Beziehung verändern. Das führt häufig zu einer schwierigen Dynamik, in der oft im Streit unterschiedliche Stressreaktionen aufeinander treffen. Das Problem sind dann die Schuldzuweisungen, die aus der Enttäuschung heraus gemacht werden, dass die anfänglichen Hoffnungen und Erwartungen vermeintlich nicht erfüllt wurden. Der Deal geht nicht mehr auf. Das löst oft tiefliegende Ängste aus, deren Ursprünge in frühen Bindungsverletzungen liegen. Oder in Kürze zusammengefasst: Ein Partner ist überzeugt, wenn sich der andere nur ändern würde, dann könnte man wieder glücklich sein. Diese Haltung ist ein Ticket ins Unglück. Den Partner zu ändern, geht nicht. Es ist einfacher, effizienter und erfolgreicher, sich selbst so zu ändern, dass man glücklich ist – als sein Glück vom anderen abhängig zu machen.
N.M.: Wann sollte ein Ehepaar über eine Sitzung bei Ihnen nachdenken?
E.H.: Von Anfang an! Machen Sie ein Live Online-Seminar bei mir, buchen Sie einen meiner Onlinekurse und Workshops in der Modern Love School, dann, wenn es Ihnen richtig gut geht. Denn dann haben Sie Spaß daran, dann wollen Sie etwas verändern und sich darauf vorbereiten, wie Sie agieren können. wenn es schwierig wird.
Ist das Problem erst einmal da, haben Sie viele Verletzungen und Zurückweisungen erlebt, wird es aufwändiger sein für beide Partner, diese Werkzeuge zu verwenden. Wenn Sie das Gefühl haben, Sie müssen etwas verändern, ist es schwierig. Aber es ist ein Kinderspiel, wenn Sie es wollen.
Über Eric Hegmann:
Er ist bekannt aus Funk und Fernsehen. In seiner Praxis für Paar- und Sexualtherapie in Hamburg hat Eric Hegmann schon unzählige Paare betreut. Zudem hat er über ein Dutzend Bücher zu Liebe, Partnerschaft und Partnersuche veröffentlicht. Er ist Co-Gründer der Modern Love School, einer eLearning Plattform rund um Liebe, Beziehungen und Partnersuche. Erst kürzlich wurde seine NDR Doku-Serie in der ARD Mediathek und der Podcast in der ARD Audiothek „Die Paartherapie“ veröffentlicht. Mehr Informationen unter Eric Hegmann
Du möchtest erst einmal deine Traumhochzeit planen bevor es zum Paartherapeuten geht? Mein Team und ich helfen gerne. Schick uns einfach eine E-Mail an nm@fine-weddings.de.
Alles Liebe,
Eure Nadine
Bildcredit: Haus of Birkhof, Fine Weddings & Parties, Eric Hegmann
