DER ANTRAG 2.0 – Braucht die Frage aller Fragen dringend ein Makeover?

Es gibt ein Instagram-Video, das mir einfach nicht aus dem Kopf gehen will: Du siehst eine malerische Klippe, du hörst das Rauschen des Meeres und das Pfeifen des Windes. In der Ferne erkennst du ein Paar, der Mann kniet mit einem Bein vor einer Frau. Wohl ein Antrag – denkst du dir. Und plötzlich hörst du ein pikiertes Kreischen: „You made me do this in Sweatpants?! IN SWEATPANTS?!?!“ Bämms – das Video ging viral. Und mal ehrlich: Wer versteht die Braut in Spe nicht. Deinen Heiratsantrag willst du nicht wirklich in gammeligen Jogginghosen bekommen. Wie es mit dem Paar weiterging, ist nicht überliefert. Aber dieses Video hat mich zum Nachdenken gebracht: Sind überraschende Anträge eigentlich noch zeitgemäß?

Es war doch schon immer so

Von Klein auf wird uns durch unser Umfeld und Hollywood-Schnulzen eingebläut, wie ein perfekter Antrag auszusehen hat: Der Mann plant alles still und heimlich, sucht den perfekten Ring und überrascht seine Liebste in einem ganz unerwarteten Moment. Sie fällt ihm tränenreich und überwältigt in die Arme und schluchzt ein herzzerreißendes „Ja“.

Der Anspruch ist also hoch. Instagram und Co. machen den Leistungsdruck auf den Antrag-Stellenden nicht gerade leichter. Immer wieder habe ich nervöse Männer in meinem Office sitzen, die mich ratlos um Hilfe bitten. Denn: Wann, wie und wo der Antrag gemacht wurde, wird schließlich allen Freundinnen erzählt und im Netz geteilt. Wichtig: Alle sollen berührt sein und ins Staunen kommen, vielleicht sogar hier und da ein bisschen Antrags-Neid. Dabei gerät meiner Meinung nach immer mehr in den Hintergrund, was wirklich wichtig ist: Die Frage aller Fragen.

Romantischer Brauch mit Beigeschmack

Aus kritischer Sicht betrachtet ist ein klassischer Antrag von gestern. Um das zu verstehen, müssen wir an die Ursprünge denken: Ein Antrag war keine romantische Geste, sondern eine Art Vertrag. (Merke: Vertrag kommt von vertragen) Denn die Ehe war schon im alten Rom ein Business-Deal, um wohlhabende Familien zu verknüpfen. Die Frau hatte auch in den nächsten Jahrhunderten herzlich wenig zu melden. Denn während damals zu den essenziellen Aufgaben der Frau zählte, den Mann glücklich zu machen, Kinder zu gebären und ein Leben hinter dem Herd zu fristen, leben wir glücklicherweise heute in anderen Zeiten. Durch Emanzipation und Empowerment sind wir (zumindest weitestgehend – aber das ist eine andere Geschichte) gleichgestellt. Eine Ehe ist also nicht mehr die Entscheidung der Eltern oder des Mannes. Sondern eine gemeinsame Entscheidung. Warum dann nicht auch den Antrag so behandeln?

Der Antrag 2.0

Auch wenn ich sicherlich auf Gegenwind stoße: Ich bin ein Riesen-Fan des neuen Trends, einen Antrag gemeinsam zu planen. Denken wir zum Beispiel an den Verlobungsring: Wie bereits erwähnt, habe ich immer wieder verzweifelte Männer bei mir sitzen, die einfach keine Ahnung haben, wie sich die Liebste ihren Ring vorstellt. Weissgold, Gelbgold oder doch eher Rosegold? Eine schmale Ringschiene oder eine breite? Ein weisser Diamant oder doch ein farbiger? Ein einzelner Stein oder einer flankiert von Seitensteinen? Und welche Form soll der Stein haben, Birne, rund, Herz, Quadrat. Von den verschiedenen Qualitäts- und Schleifoptionen wollen wir gar nicht anfangen.

Warum dann nicht einfach gemeinsam aussuchen? Schließlich soll das Schmuckstück ein Leben lang getragen werden und für immer gefallen! Abgesehen davon wird dann niemand negativ überrascht (denken wir wieder an die Frau am Rande der Klippe in Jogginghose). Ein „Nein“ auf die Frage aller Fragen ist ebenfalls ausgeschlossen bei der gemeinsamen Planung.

Der Antrag als Pre-Wedding-Party

Es gibt in den Vereinigten Staaten neben Wedding Plannern neuerdings sogar extra darauf spezialisierte Proposal Planner! Und ich kann wirklich kaum erwarten, dass der Trend zu uns überschwappt. Bei der wichtigen Frage braucht es auch ein schönes Setting aus Blumen und Kerzen, die Maniküre sitzt und im besten Fall sind ein professioneller Fotograf und Live Musiker am Start. Somit gibt es kein verwackeltes Handyvideo, das notdürftig auf Instagram gepostet werden muss. Ihr seht: Ich bin Feuer und Flamme für den Antrag 2.0. Und selbstverständlich sind mein Team von Fine Weddings & Parties mit Rat und Tat an eurer Seite! Traut ihr euch die ersten zu sein, die einen Antrag 2.0 planen?

Alles Liebe,

Eure Nadine

Bildcredit: Tom Menz, Philip van Nostrand

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Freya Matthiessen

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