Es wird getanzt, was das Zeug hält. Früher waren es unser aller Lieblingsfilm „Dirty Dancing“ 😉 mit Patrick Swayze und „Saturday Night Fever“ mit John Travolta, die uns zum Tanzen animiert haben. Dann passierte lange Zeit erstmal nichts, aber spätestens seit „Let’s Dance“ im Fernsehen läuft, ist Tanzen wieder ein echter Hype. Und insbesondere die klassischen Paartänze werden geradezu wiederbelebt. ☺
Ich persönlich finde, es ist immer ein ganz emotionaler Moment, wenn das Paar mit dem Hochzeitstanz die Tanzfläche eröffnet. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass man schnell merkt, ob ein Paar sich dort wohlfühlt und Spaß daran hat, eine ordentliche „Sohle aufs Parkett“ zu legen.
Aber es gibt natürlich auch diejenigen, die nicht so gern das Tanzbein schwingen, und das schon gar nicht auf der eigenen Hochzeit und im Scheinwerferlicht vor allen anderen. Aber das ist ja auch nicht schlimm, niemand kommt als Profitänzer auf die Welt, und wer schon mal getanzt hat, der weiß: Tanzen bedeutet jede Menge Arbeit und es heißt Üben, Üben, Üben, sonst tut sich da gar nichts. Zum Glück gibt es reichlich Möglichkeiten noch ein bisschen Nachhilfe in Sachen Tanzen vor der Hochzeit zu nehmen.
Ich habe mich für Euch mit dem Tanzpädagogen und Choreographen Philipp Wiesner getroffen und ihn mal ein wenig zum Thema Hochzeitstanz befragt. Philipp ist 28 Jahre, kommt aus Hamburg und lebt derzeit in Hamburg Altona. Er tanzt seit knapp 15 Jahren, unterrichtet jetzt vor allem Hochzeitspaartänze und entwirft Choreografien.
Philipp, wie bist Du eigentlich zu Deinem Beruf als Tanzlehrer gekommen?
Meine Mutter versuchte mich immer zu einem Tanzkurs zu überreden, aber ich wusste nicht so recht. Dann gab es einen Zehn Euro-Rabatt für Männer, und da dachte ich, ich versuch‘s mal. Schon in der ersten Stunde hat mir das Tanzen wahnsinnig viel Spaß gemacht. Darum habe ich gleich den nächsten Tanzkurs angeschlossen, und irgendwann später wurde ich angesprochen, ob ich nicht Turniertanz machen möchte. Das habe ich dann einige Jahre intensiv betrieben bis hin zum norddeutschen Kader. Mein Trainer und meine Familie haben mich dann unterstützt, eine tanzpädagogische Ausbildung zu machen. Dort gab es für mich die Möglichkeit, Tanz künstlerisch kennen zu lernen und in seiner Vielfältigkeit zu erfahren.
Wie bist Du darauf gekommen, einen Fokus auf Hochzeitstänze zu legen?
Ziemlich zu Anfang meiner beruflichen Laufbahn habe ich Pepita Carstens kennen gelernt, sie hat mich im Bereich Choreografie im Zeitgenössischen Tanz maßgeblich geprägt. Mit ihr zusammen habe ich den Paartanz wiederentdeckt und diesen besonderen Moment, einen Tanz zusammen zu tanzen, wollen wir seitdem gemeinsam weitergeben.
Was würdest Du einem Paar als Eröffnungstanz empfehlen, wenn es nicht so sicher auf dem Parkett ist? Gibt’s da vielleicht sowas wie „Mogel“-Tänze, mit denen man eigentlich ganz gut durchkommt?
Jedes Paar soll sich bei ihrem Hochzeitstanz wohlfühlen. Und es kommt natürlich immer auf die Feier und das Brautpaar an, das sollte alles zusammenpassen.
Ganz klassisch ist natürlich der Wiener Walzer, den ich persönlich auch sehr schön finde. Der Wiener Walzer ist tatsächlich der schwierigste Tanz und somit braucht es viel Vorbereitung. Falls es dafür nicht die Möglichkeit gibt, kann ich aus meiner Erfahrung sagen, dass sich der langsame Walzer ebenso anbietet. Dieser Tanz ist mit dem Wiener Walzer verwandt, mit dem gleichen Takt und hat schöne schwingende Elemente. Der langsame Walzer ist – wie der Name schon sagt – bedeutend langsamer als der Wiener Walzer und darum natürlich auch etwas leichter zu erlernen. Gerne empfehle ich auch eine Rumba. Das ist der Tanz der Liebe und trägt somit eine gewisse Romantik in sich.
Außerdem lernen die Paare übrigens in der Regel bei mir nicht nur den Eröffnungstanz, sondern zusätzlich beispielsweise den Discofox, damit sie auch im Verlauf ihrer Hochzeit Spaß auf der Tanzfläche haben. Der Discofox ist besonders leicht zu erlernen, da man sich im Grunde mit dem Grundschritt durch die unterschiedlichen Figuren tanzt.
Wir alle kennen die Situation – sie tanzt ganz gut, er hat sich mit dem Thema Tanzen noch nie so richtig beschäftigt, und das merkt man. Wie lösen die Paare das? Gibt es beim Tanzkurs häufig Stress?
Tatsächlich ist es oft so, dass die Dame schon mehr Tanzerfahrungen gesammelt hat. Besonders wichtig ist, dass das Brautpaar sich auf einen schönen Moment der Hochzeit vorbereitet und sich Zeit nimmt, dafür zu üben. Ausreichend Zeit entstresst vieles. Ich empfehle, entspannt in die erste Stunde zu gehen, zu viel Kopf hilft beim Tanzen nicht weiter. Bisher habe ich immer alle Füße in die richtige Ordnung für den besonderen Tanz gebracht.
Wie weit vor der Hochzeit sollte ein Paar anfangen, ein paar Tanzstunden zu nehmen?
Natürlich ist es von Paar zu Paar ganz unterschiedlich, wie viel Zeit es braucht. Mit genügend Vorlauf kann man genug Sicherheit gewinnen, den Stressfaktor Terminenge umgehen und zu einem schönen Tanzergebnis kommen. Paare, die schon Tanzerfahrung haben, aber lange nichts gemacht haben und nur ein kleines „Fresh-up“ brauchen, denen empfehle ich acht bis zehn Tanzstunden.
Paare, die ganz vorne anfangen, denen würde ich durchaus einen regelmäßigen Kurs ans Herz legen, und zwar über ein halbes Jahr. Die Paare sollen sich dann bei ihrer Hochzeit ja auch auf der Tanzfläche wohlfühlen und nicht nur angestrengt die Schritte ablaufen. Da ist es wichtig, dass sie mit dem Tanzen vertraut sind.
Du musst doch eigentlich auch Schuhexperte sein – worauf tanzen Frau und Mann am besten auf der Hochzeit? Werden die Schuhe gewechselt? Was ist Deine Empfehlung?
Die Schuhe – ja, ein wichtiges und oft vernachlässigtes Thema. Jeder Schuh sollte eingetanzt werden. Ich empfehle Frauen wie Männern, in ihren Hochzeitsschuhen zu üben.
Zu bedenken ist natürlich, wie fest der Schuh sitzt, ob er ausreichend Halt gibt, und was für eine Sohle er hat. Der quasi Profi-Tänzer bzw. die Profi-Tänzerin trägt einen Schuh mit Wildledersohle. Häufig nimmt der Mann in der Realität heute natürlich eine Glattledersohle. Und wenn der Smoking Dresscode ist, dann gibt es sogar extra Smoking-Schuhe, und auch extra Smoking-Tanzschuhe.
Es gibt einige Geschäfte, die sich nur auf Tanzschuhe spezialisiert haben. In Hamburg wäre das beispielsweise Dance Affairs oder Diamant & Zeller Tanzschuhe.
Und wie schafft man es, die ganze Hochzeit auf den Schuhen durchzuhalten?
Da gibt es natürlich einige Tipps und Tricks. Insgesamt empfiehlt es sich wie gesagt, immer bereits eingetragene Schuhe zur Hochzeit anzuziehen; und ein Paar Ersatzschuhe dabei zu haben, falls es gar nicht mehr geht. Dann kann man gut hin und her wechseln. Außerdem sollten die Trauzeugen auf jeden Fall Blasenpflaster im Notfallset mitnehmen. Und dann ganz speziell bei Schuhen mit Wildledersohle: An der Sohle sammelt sich schnell Dreck, und dann wird’s ordentlich glatt. Dagegen gibt es kleine Schuhbürsten zum Anrauhen oder Rizinusöl aus der Apotheke.
Hast Du noch eine Anekdote aus dem Hochzeitstanzalltag für uns? Irgendetwas Lustiges, was Dir mal passiert ist?
Oft sind es gelöste und schöne Momente in den Tanzstunden, ich arbeite mit glücklichen Menschen zusammen. Ein paar Geschichten passieren aber natürlich schon. Ich hatte beispielsweise schon häufiger die Situation, dass das Paar nach der dritten Stunde die Vorstellung von einer Hebefigur in ihrem Hochzeitstanz hatte. Zudem gibt es sehr interessante Musikideen, die oft nicht auf den geplanten Tanz passen.
Was sind Deine Top5 der Eröffnungstänze?
Wiener Walzer:
1: What The World Needs Now – Is Love von Dionne Warwick
2: If I Ain’t Got You von Alicia Keys
Langsamer Walzer:
3: Come Away With Me von Norah Jones
4: Fascination von Nat King Cole
Rumba:
5: Change The World von Eric Clapton
Ganz wichtig: Der Eröffnungstanz dauert zwar nur wenige Minuten, aber er braucht mehrere Monate Vorbereitungszeit. Inklusive praktischer Übung auf dem Parkett und Musikauswahl.
Wieder was gelernt. Danke, lieber Philipp! Ich hoffe, ich konnte Euch mit meinem kleinen Interview noch ein paar Tipps für die Auswahl Eures Hochzeitstanzes geben. ☺
Ihr möchtet Euch gern für Euren eigenen Hochzeitstanz vorbereiten oder so mal ein bisschen Nachhilfe in Sachen Paartanz nehmen – dann sprecht mich gern an, ich vermittele gern den Kontakt zu Philipp.
Alles Liebe, Eure Nadine
